Herzlich Willkommen in Reicholdsgrün

Bildquelle: www.fichtelgebirge-oberfranken.de

Die erste urkundliche Erwähnung von Reicholdsgrün war 1495 im „Gmeiner-Pfennig-Register“ (einer Art Steuerbuch). Es werden in Reicholdsgrün 41 Personen über 15 Jahre aufgeführt.


Im 15. Jahrhundert gehörte Reicholdsgrün, genau wie Grub, Fichtenhammer und Kleinschloppen, zum Vogteiamt Weißenstadt, einem der „Sechs Ämter“. In dieser Zeit findet man auch die ersten „amtlichen“ Angaben, nämlich im „Wunsiedler Landbuch von 1499“. Darin heißt es: „Reichertsgrün hat 9 ganze, 4 halbe Höfe, die alte und die neue Mühl; fronen dem Amtmann zu Weißenstadt mit ackern, Gras mähen und heuen, schneiden und aufsäumen, Holz hacken und Holz fahren und jedes fünfte Jahr den Mist ausführen. Den Zehnten bekommt der Amtmann zu Weißenstadt zu zwei Dritteln, ein Drittel der Pfarrer zu Kirchenlamitz. Mit dem Halsgericht gehören sie gen Weißenstadt und stehn daselbst zu Recht“


Im 16. Jahrhundert entstand im Fürstentum Kulmbach-Bayreuth eine straff gegliederte militärische Organisation, der „Ausschuß“. Aus dem Musterungsbericht von 1552 geht hervor, daß aus dem Dorf Reicholdsgrün 15 Männer diesen „Wehrpflichtigen“ angehörten. Für seine Bewaffnung mußte jedermann selbst sorgen, sie war auch entsprechend: fast nur Hacken, Spieße und Hellebarden.


Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) muß Reicholdsgrün schwer gelitten haben. Als Markgraf Christian, im Jahre 1645 versuchte, seine leere Staatskasse wieder zu füllen, beauftragte er drei Wunsiedler Steuerbeamte, nach denjenigen zu fahnden, die mit ihrer Herrschaftssteuer an das Kastenamt Wunsiedel im Rückstand waren. Das Ergebnis war niederschmetternd. In Reicholdsgrün waren nur noch 9 Steuerschuldner aufzutreiben.


Doch das Leben ging weiter. 28 Jahre nach dem großen Krieg (1676) gab es in Reicholdsgrün wieder 11 Höfe mit 16 Besitzern.


Die Straße auf der die Bayreuther Markgrafen zur Jagd nach Kaiserhammer fuhren, führte  über Reicholdsgrün.


Aus dieser Zeit stammen zwei Brücken über den Lehstenbach.









Im Jahre 1750 brannte der ganze Ort Reicholdsgrün ab. Die Brandursache blieb unbekannt. Der Buchberg und wenig später der Lehstenbach werden von der herrschaftlichen Verwaltung erworben.


Bereits 28 Jahre später, 1778, brach ein neuer Großbrand aus. Dabei wurden innerhalb von 5 Stunden 9 Häuser, 10 Städel und 4 Nebengebäude von den Flammen vernichtet. Das Feuer entstand, als eine Bäuerin stürzte, wobei ihr das Licht aus der Hand und in einen Strohhaufen fiiel.


Eine sehr genaue Beschreibung aller Ortschaften findet man in der „Particular-Gütter-Beschreibung über Castenamt Wunsiedel 1787“. Daraus ist zu ersehen, daß in Reicholdsgrün 2 ganze Höfe, 18 halbe Höfe, 1 Trüpfhaus, 1 Hirtenhaus und 2 Mühlen bestanden. Man hatte also die Mehrzahl der Höfe einmal geteilt.

Im Trüpfhaus war seit 1714 auch die Gemeindeschmiede untergebracht, und seit 1717 hatte es die Schenkgerechtigkeit (Bierausschank).

Sogenannte Trüpfhäuser gabe es in fast allen Ortschaften. Sie waren Anwesen von geringerem Wert, deren Recht in der Gemeinde nur so weit reichte, wie bei Regen das Wasser vom Dach tropfte. Die Trüpfhäuser waren meist Wohnungen von Arbeitern oder Dienstboten ohne Grund-besitz.


Durch die neue Bayerische Verfassung vom 24.05.1818 gelang es dem König Maximilian I., sich die erst unzufriedenen fränkischen Provinzen zu Freunden zu machen. Seit diesem Jahr (1818) ist Reicholdsgrün eine selbständige Gemeinde. Zum damaligen Gemeindebereich gehören die Orte Reicholdsgrün, Großschloppen, Buchhaus, Kleinschloppen, Fronlohe, Grub, Fichtenhammer und Neudorf.


In der Nacht vom 08. auf den 09. September 1852 wurde das gesamte obere Dorf bis zum Kirchenlamitzer Weg durch ein Großfeuer zerstört. 8 Wohngebäude und sämtliche Nebengebäude wurden ein Raub der Flammen.


Die Gemeinde kaufte von Johann Purucker die Brandstätte Hausnummer 8 und errichtete darauf im Sommer 1855 ein Schulhaus.



 



                                                                                            






    




Das ehemalige Schulhaus 1855 einstöckig errichtet,1922 aufgestockt.


Am 1. Adventsonntag 1892 wütete wieder eine Brandkatastrophe in Reicholdsgrün, der sämtliche Höfe unter dem Kirchenlamitzer Weg zum Opfer fielen. „Die Ernte war vollständig verloren; der Winter hatte mit grausamer Kälte seine Herrschaft angetreten; das Vieh war weit versprengt; die Leute mußten sich mit ihrem verbliebenen Vieh in Notwohnungen einrichten und verdeckten daher stehende Mauerreste mit Brettern, besserten Küchengewölbe aus etc. Die Not war groß. Dank der Mildtätigkeit der umliegenden Dörfer wurde auch diese schreckliche Zeit überstanden und im nächsten Jahre erstanden die stolzen Bauernhöfe, die heute dem Dorfe das eindrucksvolle Gepräge verleihen“.


Der erste Weltkrieg riß auch in Reicholdsgrün empfindliche Lücken. Im Sommer 1922 wurde aus einem heimischen Findling ein Denkmalstein mit einer Ehrentafel aufgestellt.                                                      

                                                                 

Im gleichen Jahr (1922) wurde das baufällig gewordene Schulhaus mit einem Kostenaufwand von 1.219.000 Mark (Inflation) umgebaut.


Im Jahre 1926 hatte Reicholdsgrün den letzten großen Brand zu verzeichnen. Am 08. März, nachmittags um 15 Uhr, brach im Mühlenanwesen Friedrich Klug („untere Mühle“) durch Kurzschluß Feuer aus. Rasch fielen den gewaltigen Flammen Scheune, Stall, Mahlmühle und Wohnhaus zum Opfer. Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelang es, das neue Sägewerk zu retten.


Ebenfalls im Jahre 1926 gab es auch einen „Lichtblick“. Das elektrische Licht hatte schon immer zu wünschen übrig gelassen, besonders im Herbst zum Dreschen reichte die vorhanden Kraft niemals aus. Der Besitzer des Elektrizitätswerkes, Martin Purucker, entschloß sich deshalb im Herbst 1926 zur Aufstellung eines Dieselmotors für die Ortsgemeinde Reicholdsgrün zur Verstärkung des Ortsnetzes.


1928 baute Marktleuthen die Hauptleitung seiner neuen Hochdruckwasserleitung. Diese läuft unter der Reicholdsgrüner Dorfstraße. Im Herbst 1928 wurden 24 Häuser angeschlossen. Auch 6 Hydranten wurden eingebaut und damit der Feuerschutz wesentlich verbessert.


Den 2. Weltkrieg und vor allem seine letzten Tage hat Reicholdsgrün im Gegensatz zu Kirchenlamitz ohne Schaden überstanden. Nach dem Krieg wurde am Denkmal eine Platte mit den Namen der gefallenen und vermißten Soldaten angebracht.


1962 schuf sich die Gemeinde Reicholdsgrün für fst 26.000 DM durch Umbau des ehemaligen Hirtenhauses (Gemeindehaus) eine neuzeitliche Gemeindekanzlei. Auch das Feuerwehrgerätehaus wurde in diesem Gebäude untergebracht.














1962 erhielt Reicholdsgrün eine durchgehende Ortsbeleuchtung.


1962 bis 1966 Ausbau der Wirtschaftswege.

Nachdem die Ortsdurchfahrt von Reicholdsgrün geteert und damit staubfrei geworden war, wurde die Verbindungsstraße nach Großschloppen und weiter zur Kreisstraße Weißenstadt- Kirchenlamitz ausgebaut.


1976 Durchführung der Flurbereinigung (Feldflur).


1978 erfolgte die Eingemeindung nach Kirchenlamitz.


1987 Flurbereinigung im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms.                                                    

                                                                                                                

Im Jahre 1991 wurde für die Freiwillige Feuerwehr Reicholdsgrün ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut und gleichzeitig das Gemeindehaus renoviert.










                                      Feuerwehrgerätehaus                      Gemeindehaus mit Wohnung



1998 wurde die „Heß-Villa“ abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich jetzt die Kläranlage von Reicholdsgrün und es entstand ein Holzlagerplatz.                                                                                                               





     

     







                         


                                                                                                     



Im Jahre 2000 wurde mit dem Neubau der Dorfstraße und des Abwasserkanals begonnen. Im Zuge des Neubaus wurde auch die alte Dorfbeleuchtung erneuert. Im August 2001 wurde die neue Dorfstraße feierlich eingeweiht.



        




                                         


                                                   












2002 wurde in Eigeninitiative ein neues Buswartehaus für die Reicholdsgrüner Schulkinder gebaut.











                                                         









Als Abschluß der Dorferneuerung wurde 2009/2010 der Dorfplatz am Denkmal erneuert und der Reicholdsgrüner Glockenturm errichtet. Die feierliche Einweihung fand am 27.08.2010 statt.




































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Textquellen:

Festschrift zum 24. Kreisfeuerwehrtag in Reicholdsgrün 1973 - Text von E. Amberg / A. Hedler

(Die Unterlagen stammten vor allem aus dem Staatsarchiv Bamberg Standbuch 6240, 7060 und 7072, sowie K 22/IX,18, XIII,408 und 535 und XVIII,1320, 1390 und 1953)

    

Bildquellen:

Private Bilder

Bilder aus der Festschrift zum 24. Kreisfeuerwehrtag in Reicholdsgrün 1973

Bilder von Jürgen Marx „Ansichtskarten aus dem Landkreis Wunsiedel“

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Postkartenansicht um 1915

(Brücke aus Granitsteinen über den Lehstenbach, die Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth errichten ließ)


Unterricht wurde auch schon vorher gehalten. Nach dem Notizbuch der deutschen Nebenschule Reicholdsgrün bereits „so lange Menschen gedenken“. Die ersten Lehrer waren die Hirten, nach ihnen kamen zwei Zimmergesellen aus Kirchenlamitz. Eine Besserung trat ein, als 1834 der Mauerermeister Johann Wunderlich aus Marktleuthen die Lehrerstelle übernahm. Ein Schulzimmer war nicht vorhanden. Der Lehrer wanderte mit den Kindern von Haus zu Haus. Der Schulhalter und gewöhnlich auch die Kinder wurden von dem betreffenden Hause verköstigt. Der Unterricht wurde sehr unregelmäßig gehalten. 1837 kam der erste richtig ausgebildete Lehrer nach Reicholdsgrün und am 01. Mai 1851 wurde die Schule Reicholdsgrün organisiert. Die Orte Reicholdsgrün, Neudorf und Fichtenhammer wurden zu einer Schulgemeinde vereinigt. Bereits 1837 wurde im oberen Stock des Hirtenhauses eine Schulstube eingerichtet. Damit hörte endlich auch das Wandern von Lehrer und Schülern auf. Im Jahre 1851 wurde eine kleine Wohnstube für den Lehrer angehängt. 1855 baute die Gemeine das eigene Schulhaus.

(Brücke bei der unteren Mühle)

Die Reicholdsgrüner Dorfchronik